Letzte Woche habe ich Dir erzählt, was beim Wandern mit Smartphone-Apps passieren kann und wie Du die lauernden Gefahren vermeiden kannst. Ist die klassische Karte also das Allheilmittel? Schließlich funktioniert sie auch ohne Strom und Internetempfang. Sicherlich nicht, auch die klassischen Karten können so einige Tücken haben.

Gefahr Nr. 1: Du verwendest die falschen Karten

Es ist genauso wie bei den Apps. Mit Kartenmaterial, das ausschließlich für den Autoverkehr geschaffen wurde, wirst Du beim Wandern nicht glücklich werden.

So vermeidest Du diese Gefahr: Kaufe Dir – so es sie nicht ohnehin kostenlos bei der Tourismusinformation gibt – spezielle Wanderkarten.

Gefahr Nr. 2: Du verwendest Panoramakarten

In den Regionen, die von Weinbergwandern.at abgedeckt werden, besteht diese Gefahr weniger, sondern eher in den alpinen Regionen Österreichs, wo es oft schöne Panoramakarten gibt. Diese Karten sind wahre Kunstwerke, für’s Schifahren noch irgendwie geeignet, aber für Wanderungen ungeeignet. Berge werden von anderen verdeckt, die Karten stellen eine Art Projektion dar, dadurch haben die Berge im Vordergrund einen anderen Maßstab als die im Hintergrund, die Karten sind nicht nach Norden orientiert, sondern oft so, dass das Tal einfach die Basislinie darstellt und so weiter.

So vermeidest Du diese Gefahr: Verwende einfach Wanderkarten und keine Panoramakarten.

Gefahr Nr. 3: Du verwendest gezeichnete/skizzierte Karten

Hin und wieder findet man auch gezeichnete/skizzierte Karten wie zum Beispiel die Karten der Marillenmeile, die nur die Hauptstraßen, ein paar wichtige Wegpunkte und die Umrisse des Wanderwegs darstellen. Manchmal (nicht im genannten Beispiel) werden solche Karten dann auch noch von Graphikern erstellt, die die Gegebenheiten vor Ort gar nicht kennen, sondern vom Account Manager, der die Wanderroute ebenfalls noch nicht gegangen ist, sondern vom Projektleiter des Tourismusverbandes die Kopie einer Skizze erhalten hat, die jemand erstellt hat, der die Route tatsächlich abgegangen ist – und schon haben wir auch noch einen schönen Stille-Post-Effekt und viele Fehlerquellen.

So vermeidest Du diese Gefahr: Vergleiche vor der Wanderung gezeichnete/skizzierte Karten mit aktuellen gedruckten Karten oder aktuellen Online-Karten.

Gefahr Nr. 4: Deine Karte hat einen zu kleinen Maßstab

Eine Karte, die das gesamte Waldviertel (oder ein anderes Viertel Niederösterreichs) zeigt, mag zwar ganz nett zur Groborientierung für die Anfahrt oder für Ausflüge mit dem Auto sein, für Wanderungen sind solche Maßstäbe aber eindeutig zu klein. (Apropos groß und klein: Ein großer Maßstab bezeichnet eine geringe Verkleinerung, z.B. 1:25.000 während ein kleiner Maßstab eine große Verkleinerung wie z.B. 1:250.000 bezeichnet.)

So vermeidest Du diese Gefahr: Wanderkarten haben im Normalfall Maßstäbe im Bereich 1:25.000 bis 1:50.000. Kleinere Maßstäbe solltest Du niemals als Wanderkarten verwenden.

Gefahr Nr. 5: Du verwendest alte Karten

Die Welt unterliegt nun einmal einer steten Veränderung. Neue Wohn- und Gewerbegebiete werden erschlossen, frühere Agrarflächen aufgeforstet, Wälder gerodet, neue Straßen durch Wälder geschlagen und so weiter. Ich weiß, dass Wanderkarten auch etwas kosten können und dass die Verlockung groß ist, die Karten zu verwenden, die man von einem Urlaub vor vielen Jahren noch zu Hause hat. Aber spare Dir lieber möglichen Ärger und kaufe alle paar Jahre neue Karten.

So vermeidest Du diese Gefahr: Kaufe Dir möglichst neue Karten, vergleiche die Route auf Deinen Karten mit aktuellen Karten im Internet (z.B. OpenStreetMap oder basemap). Achte auf das Datum des Drucks und achte vor Ort darauf, ob Gegebenheiten vor Ort (z.B. Forststraßen) vielleicht neuer sind als Deine Karte.

Gefahr Nr. 6: Der Sonnenaufgangs-Irrtum

Ja, wir haben alle in der Schule gelernt, dass die Sonne im Osten aufgeht und im Westen untergeht. Am Äquator stimmt das ja auch und auch in unseren Breiten stimmt das und zwar am Tag des Frühlingsbeginns und am Tag des Herbstbeginns. Zu Sommerbeginn geht die Sonne bei uns (ungefähr) im Nordosten auf und im Nordwesten unter, während sie zu Winterbeginn (ungefähr) im Südosten aufgeht und im Südwesten untergeht. Besuche einmal die Website www.sonnenverlauf.de und schau Dir dort an, wann die Sonne wo auf- und untergeht. Du wirst erstaunt sein. Darüber hinaus scheint ja nicht an allen Tagen die Sonne.

So vermeidest Du diese Gefahr: Nimm immer einen Kompass mit, damit Du weißt, wo Norden ist.

Gefahr Nr. 7: Die Donau fließt von West nach Ost

Irgendwie haben wir das so fix im Kopf und im Großen und Ganzen stimmt das auch so und in Krems stimmt das auch ungefähr. Aber eben nicht überall. Zwischen Aggsbach und Oberarnsdorf fließt die Donau nämlich in nördliche Richtung, während sie zwischen Rossatz (bzw. Dürnstein) und Rossatzbach in Richtung SSW fließt.

So vermeidest Du diese Gefahr: Schau nicht nur auf den Ausschnitt der Karte, in dem Du Dich befindest, sondern auch etwas darüber hinaus, um zu sehen, wo die Donau tatsächlich zu finden ist.

Gefahr Nr. 8: Es wird dunkel

Das kann natürlich auch passieren. Die Sonne geht unter, Du erkennst zwar noch irgendwie den Weg, kannst aber auf der Karte nichts mehr erkennen.

So vermeidest Du diese Gefahr: Nimm eine Taschenlampe mit!

Gefahr Nr. 9: Die Karte geht verloren oder wird kaputt

Natürlich kann so etwas auch passieren. Wenn Du Karten mit dem Tintenstrahldrucker ausdruckst oder kopierst kann es darüber hinaus passieren, dass sie nass werden und dann verwischen.

So vermeidest Du diese Gefahr: Mache eine Art von “Backup”, z.B. ein Foto der Karte mit der Kamera oder dem Smartphone, das Du bei Dir tragen wirst. Ausgedruckte Karten kannst Du auch laminieren. Wenn es Wanderkarten gratis gibt nehme ich oft zwei Stück mit – die eine verwende ich beim Wandern, die andere wird als Reserve in einen Gefrierbeutel eingepackt und in den Rucksack gesteckt.

 

GANZ ALLGEMEIN:

Ganz allgemein rate ich Dir, Dich niemals auf ein einziges Orientierungsmittel zu verlassen und Dich immer Deines Verstandes zu bedienen. Schau Dir immer VOR Deiner Wanderung zu Hause oder in Deiner Unterkunft in Ruhe die Route auf einer Karte oder online an. Nimm Dir immer auch ein Smartphone mit GPS und geeigneter App (z.B. bergfex, Outdooractive, ape@map oder komoot) mit und mache Dich VOR der Wanderung damit vertraut. Lies Dir gegebenfalls Beschreibungen durch und nimm diese mit (gerne auch als Kopie). Kontrolliere Deine Position immer wieder und nicht erst, wenn Du Dich bereits verlaufen hast. Wenn Deine Wanderung – oder zumindest Zwischenziele – ausgeschildert oder markiert sind solltest Du natürlich auch vor Ort immer auf Schilder und Markierungen achten!

In diesem Sinne wünsche ich Dir, dass Du immer gut und ohne Umweg zu Deinen Zielen kommst und danach auch wieder genauso mühelos nach Hause findest!